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Was sind die Wechseljahre?

Veröffentlicht von Saskia Scheibel im Juli 2024 in Allgemeines Wissen & Symptome

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Die Wechseljahre markieren eine natürliche Phase der Frau, in der sie vom fruchtbaren in den nicht-fruchtbaren Lebensabschnitt übergeht. In dieser Phase kommt es zu einer allmählichen Abnahme der Ovarialfunktion, was schließlich zum Ausbleiben der Menstruation führt - dieser Zeitpunkt wird als Menopause (aus dem Griechischen: “meno” = Monat und “pausis” = Ende) bezeichnet.

Hierzulande erreichen Frauen diesen Zeitpunkt durchschnittlich mit 51 Jahren, beginnend zumeist in den frühen bis mittleren 40iger Jahren [1]. Der Prozess der hormonellen Veränderung kann sich jedoch über mehr als 10 Jahre ziehen und mit verschiedenen körperlichen und psychischen Symptomen einhergehen.

Die Wechseljahre sind keine Eventualität, sondern betreffen jede Frau. Eine Hochrechnung besagt, dass bis 2030 ein Viertel der Weltbevölkerung in den Wechseljahren sein wird [2]. Jedes Jahr sollen 47 Millionen Frauen dazu kommen, die aufgrund ihres Alters theoretisch in die Wechseljahre eintreten [3]. In Deutschland sind im Jahr 2024 etwa neun Millionen Frauen zwischen 40 und 55 Jahre alt – und damit potenziell in den Wechseljahren [4]. 

Bis 2030 wird ein Viertel der Weltbevölkerung in den Wechseljahren sein.

Die Geschichte der Wechseljahre

Bei den meisten Säugetieren bleiben die weiblichen Artgenossen bis kurz vor Ende ihres Lebens fruchtbar. Nur bei Menschen sowie einigen Walarten und einer Elefantenart (ggf. auch eine Giraffenart und eine Insektenart) stellt sich die Menopause ein, sodass sie keine Nachkommen mehr zeugen können, aber dennoch weiterhin lange leben und eine wichtige Rolle in ihren sozialen Rollen spielen. 

In der frühen Literatur gibt es wenige Anhaltspunkte zum Thema Wechseljahre. Aristoteles erwähnte wohl mal ein Alter von 40 Jahren. Der Begriff “Menopause” wurde 1821 von einem französischen Arzt geprägt, seit Mitte des 19. Jahrhunderts stieg das Bewusstsein in medizinischen Kreisen [5].

Die Wechseljahre wurden lange noch als Krankheit, Verfalls-  oder Mangelerscheinung gesehen. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Sichtweise gewandelt, und die Wechseljahre werden nun als normaler biologischer Lebensabschnitt betrachtet. In der traditionellen chinesischen Medizin gab es schon in früheren Epochen bereits Ansätze, die Wechseljahre als natürlichen Prozess zu verstehen. Heute gibt es ein besseres Verständnis für die biologischen und psychologischen Prozesse, die damit verbunden sind, dennoch besteht noch sehr viel Aufklärungs- und Forschungsbedarf. 

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Kulturelle Unterschiede

Es gibt signifikante kulturelle Unterschiede im Umgang mit den Wechseljahren. Diese Unterschiede betreffen sowohl die Wahrnehmung und das Erleben der Symptome als auch die Bewältigungsstrategien und die medizinische Versorgung. Auch der Wissensstand der Frauen hat einen Einfluss auf die Wahrnehmung und die Inanspruchnahme von Therapien. 

Eine von der Charité Berlin durchgeführte Studie zeigt, dass beispielsweise Frauen türkischer Herkunft angeben, stärker unter den Wechseljahren zu leiden als deutsche Frauen und diese wiederum stärker leiden als Frauen asiatischer Herkunft [6]. Die generelle Einstellung zum Altern und die Rolle der Frau innerhalb der Kultur könnten einen Einfluss auf die persönliche Wahrnehmung haben. Auch die Akzeptanz innerhalb einer Kultur für das Leiden in den Wechseljahren oder überhaupt die Wechseljahre kann sehr unterschiedlich sein. 

Das japanische Wort für Wechseljahre (“koneki”) bedeutet so viel wie Erneuerung und Energie, was eine sehr positive Konnotation mit sich bringt. Dies kann den Ausblick und die Einstellung zu der Lebensphase prägen und helfen, sie erfolgreich zu bewältigen. Auch in Indien blicken Frauen eher positiv auf die Wechseljahre, in der westlichen Welt ist der Blick auf die Wechseljahre hingegen eher negativ. 

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Was passiert in den Wechseljahren?

Die Wechseljahre markieren eine Zeit von bis zu 15 Jahren, in der die Eierstöcke nach und nach die Produktion der weiblichen Sexualhormone, Östrogen und Progesteron, einstellen und damit letztlich das Ende der Fruchtbarkeit eingeleitet wird. Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, beginnt als erstes zu sinken (ab Ende, teils sogar Mitte 30). Es hat eigentlich die Aufgabe, die Gebärmutterschleimhaut für eine Einnistung einer Eizelle vorzubereiten, bringt aber darüber hinaus viele positive Eigenschaften mit sich, wie z.B. guten Schlaf und Gelassenheit. Etwas zeitlich versetzt, ab ca. Mitte 40, beginnt auch der Östrogenspiegel rapide zu sinken. Östrogene (es sind eigentlich drei Östrogenarten) geben Frauen die als typisch weiblich angesehenen Eigenschaften, wie z.B. schöne Haut und Haare oder Fürsorglichkeit. Beide Hormone geben Frauen zudem einen besonderen gesundheitlichen Schutz. 

Der Prozess des Absinkens der Hormone ist nicht linear, beide Hormone schwanken, bevor sie ihren Tiefstand erreichen. Man kann die Wechseljahre in vier Phasen unterteilen.

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Abb. 1: Die Säulen der gesunden Wechseljahre

Die vier Phasen der Wechseljahre 

  1. Prämenopause (Progesteronspiegel beginnt zu sinken)
  2. Perimenopause (Progesteron- und Östrogenspiegel sinken und schwanken stark)
  3. Menopause (Zeitpunkt der letzten Periode)
  4. Postmenopause (Phase ab 12 Monaten nach letzter Periode)


Die Hormonschwankungen, aber auch der Verlust an sich und das sich ändernde Verhältnis zwischen den Hormonen können eine Reihe unangenehmer körperlicher und mentaler Beschwerden verursachen, teils vorübergehend, teils aber auch dauerhaft. Diese Beschwerden können den Alltag und die Beziehung zu Partner:in, Freund:innen oder Familie negativ beeinflussen. Viele Frauen leiden in der Zeit, fühlen sich hilflos und erkennen sich selbst und ihren Körper kaum wieder. 

Jede Frau erlebt die Wechseljahre individuell, sodass es nicht die eine Lösung für die Wechseljahre gibt. Das Gesundheitssystem ist leider wenig ausgerichtet auf die vielseitigen und interdisziplinären Wechseljahresbeschwerden, ebenso wenig wie auf präventive oder individuelle Maßnahmen. Frauen können sich aber selbst durch die Wechseljahre navigieren, wenn sie sich das Wissen und die Werkzeuge dafür aneignen. Eine gute Orientierung sind die fünf Säulen der gesunden und glücklichen Wechseljahre (siehe Abb. 1) - je nach Art der Beschwerden, Leidensdruck und persönlichen Präferenzen, kann man sich seine Schwerpunkte definieren und dort gezielt Hilfe suchen.

Zusammenfassung:

Die Wechseljahre markieren den Übergang der Frau vom fruchtbaren zum nicht-fruchtbaren Lebensabschnitt und beginnen meist in den frühen 40ern. Der Hormonspiegel schwankt, was zu physischen und psychischen Symptomen führen kann. Jede Frau erlebt die Wechseljahre individuell und kulturelle Unterschiede beeinflussen die Wahrnehmung der Wechseljahre. In westlichen Ländern wird dieser Lebensabschnitt oft negativ betrachtet, während in anderen Kulturen, wie in Japan oder Indien, eine positivere Sichtweise vorherrscht. Ein Viertel der Weltbevölkerung wird 2030 in den Wechseljahren sein.

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Quellen:

  1. Ärzteblatt: Frauen im mittleren Alter: Bei unspezifischen Symptomen auch an die Wechseljahre denken. Ärzteblatt (17.11.2023). URL
  2. MDR Aktuell: Wechseljahre: Jahrelanges Leiden, überforderte Ärzte. Mitteldeutscher Rundfunk (04. September 2023).
  3. Singh, Amarjeet; Kaur, Sukhwinder; Walia, Indarjit: A historical perspective on menopause and menopausal age. PubMed (07/2002). URL
  4. Kniestedt, Fanny: “Wir sind 9 Millionen” – Frauen in Wechseljahren gründen. Mitteldeutscher Rundfunk, MDR Aktuell (30.12.2023). URL
  5. Singh, Amarjeet; Kaur, Sukhwinder; Walia, Indarjit: A historical perspective on menopause and menopausal age. PubMed (07/2002). URL.
  6. Wahrnehmung der Wechseljahre ist kulturell geprägt. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2007) URL.

Weitere Quellen

  • Ärzteblatt: Frauen im mittleren Alter: Bei unspezifischen Symptomen auch an die Wechseljahre denken. Ärzteblatt (17.11.2023). URL
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Wahrnehmung der Wechseljahre ist kulturell geprägt. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2007) URL.
  • Bildau, Judith (2024): Raus aus dem Hormon Karussell: Soforthilfe bei PMS, Regelschmerzen, psychischen Tiefs, Schlafstörungen und Gewichtszunahme. München: Gräfe und Unzer Verlag.
  • Kniestedt, Fanny: “Wir sind 9 Millionen” – Frauen in Wechseljahren gründen. Mitteldeutscher Rundfunk, MDR Aktuell (30.12.2023). URL
  • De Liz, Sheila (2024): Woman on Fire: Alles über die fabelhaften Wechseljahre. 24. Auflage, Hamburg: Rowohlt Verlag.
  • MDR Aktuell: Wechseljahre: Jahrelanges Leiden, überforderte Ärzte. Mitteldeutscher Rundfunk (04. September 2023). URL.
  • Mosconi, Lisa (2024): The Menopause Brain: New Science Empowering Woman to Navigate Midlife with Knowledge and Confidence. United Kingdom: Atlantic Books.
  • Pelz, Mindy (2023): The Menopause Reset. United Kingdom: Hayhouse UK.
  • Singh, Amarjeet; Kaur, Sukhwinder; Walia, Indarjit: A historical perspective on menopause and menopausal age. PubMed (07/2002). URL.