Wissen

Scheidentrockenheit

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juli 2024 in Allgemeines Wissen & Symptome

Artikelbild Scheidentrockenheit

Scheidentrockenheit als Symptom der Wechseljahre

Ein häufiges Symptom der Wechseljahre ist Scheidentrockenheit. Die Scheidentrockenheit (vaginale Atrophie) ist das einzige Symptom der Wechseljahre, das während oder nach der Menopause nicht verschwindet, sondern eher über die Zeit hinweg zunimmt. Viele Frauen bringen Scheidentrockenheit und die damit verbundenen Schmerzen nicht mit den Wechseljahren in Verbindung, vor allem wenn sie in der Perimenopause auftreten. Tatsächlich sind fast alle Frauen von Scheidentrockenheit betroffen, auch wenn nicht alle Beschwerden haben.

Wie fühlt sich Scheidentrockenheit an?

Typisch ist ein unangenehmes „Reibegefühl“ (wie Sandpapier) und kann schon bei normalen Alltagsbewegungen entstehen. Der Scheidenbereich fühlt sich wund an, brennt oder juckt. Vaginaler Geschlechtsverkehr ist schmerzhaft oder wegen mangelnder Feuchtigkeit manchmal gar nicht möglich. Auch die Untersuchung beim Frauenarzt kann schmerzhaft sein. 

Bildbeschreibung

Was passiert, wenn die Scheide trocken ist?

Die Scheide und auch die Vulva (äußere Schamlippen) sind östrogenabhängige Organe. Lässt die Östrogenproduktion nach, wird die Haut dünner - fast pergamentartig - und empfindlicher. Eine dünne Schleimhaut wird schlechter durchblutet und produziert daher weniger Scheidensekret. 

Die Schleimhaut der Scheide ist mit Döderlein-Bakterien (Milchsäurebakterien, Laktobazillen) besiedelt. Diese produzieren Milchsäure, die für einen sauren pH-Wert (pH 3,8 – 4,5) sorgt. Der niedrige pH-Wert schützt so vor Infektionen durch Pilze, Bakterien oder Viren. 

In den Wechseljahren wird weniger Glykogen produziert, das als Nahrung für die Scheide dient und die Döderlein-Bakterien ernährt. Diese schützenden Bakterien nehmen ab und infolgedessen steigt der pH-Wert auf 5 - 6. Dieser weniger saure pH-Wert macht die Scheide in den Wechseljahren anfälliger für Infektionen und Entzündungen. 

Bildbeschreibung

Scheide ist anfälliger für Entzündungen

Die Veränderungen in der vaginalen Flora und der Abnahme der Laktobazillen während der Wechseljahre können zu einer erhöhten Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen führen. Ähnlich wie die Schleimhäute der Scheide werden auch die Harnwege dünner und trockener. Deshalb kann es in den Wechseljahren auch vermehrt zu Blasenbeschwerden wie Blasenentzündungen oder einer Reizblase kommen. Manche Frauen erleben auch eine Dranginkontinenz (plötzlicher, akuter Harndrang), die auch schon in der Perimenopause auftreten kann. 

Wichtig: Die Stressinkontinenz, die beim Husten oder Niesen auftreten kann, ist nicht hormonell bedingt. Hierbei handelt es sich um ein mechanisches Problem, weil der Schließmuskel nicht mehr so gut schließt (z.B. durch schwache Beckenbodenmuskulatur).

Mögliche Ansatzpunkte bei Scheidentrockenheit

Feuchtigkeitscremes und Gele

Zur Linderung und Vorbeugung von Scheidentrockenheit eignen sich hormonfreie Cremes und Gelpräparate mit pflegenden und feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen. Gleitgele können beim Geschlechtsverkehr helfen. 

Wichtig ist dabei, eine Creme zu wählen, die dem pH-Wert einer gesunden (sauren) Scheide entspricht. Auf keinen Fall sollten normale Gesichts- und Körpercremes oder Vaseline verwendet werden. Viele Vaginalpflegeprodukte enthalten Milchsäure, um die natürliche Scheidenflora zu unterstützen. Da Scheidentrockenheit nicht von selbst verschwindet, ist es wichtig, die Scheide dauerhaft zu pflegen.

Lokale Hormontherapie bei Scheidentrockenheit 

Neben hormonfreien Pflegeprodukten gibt es auch hormonhaltige lokale Lösungen wie Vaginalcremes oder Zäpfchen. Sie enthalten das Hormon Östriol. Östriol wirkt durchblutungsfördernd und wirkt den durch Östrogenmangel ausgelösten atrophischen Veränderungen entgegen.

Bildbeschreibung

Im Vergleich zu Östradiol wirkt Östriol deutlich schwächer, kürzer und in dem Fall auch nur lokal. Wichtig ist, dass es sich um eine Dauertherapie handelt, die regelmäßig 1-2mal pro Woche durchgeführt werden muss. Östriol ist verschreibungspflichtig und wird auf Kassenrezept verordnet. Östriolhaltige Präparate können auch mit anderen hormonellen Behandlungen in Kombination verwendet werden.

Scheidentrockenheit verschwindet nicht von selbst und wird eher noch stärker über die Jahre. Daher ist es wichtig, die Scheide dauerhaft zu pflegen.

Ernährung bei Scheidentrockenheit

Die Ernährung kann auch einen direkten Einfluss auf das Scheidenmilieu haben. Verschiedene Studien und Expertenmeinungen deuten darauf hin, dass bestimmte Nahrungsmittel und Ernährungsweisen dazu beitragen können, die Symptome der Scheidentrockenheit in den Wechseljahren zu lindern.

Einfluss von Phytoöstrogenen

Phytoöstrogene sind pflanzliche Verbindungen, die eine ähnliche Wirkung wie menschliches Östrogen haben können. Lebensmittel, die reich an Phytoöstrogenen sind, wie Soja und andere Sojaprodukte (z. B. Tofu und Edamame), können dazu beitragen, die Symptome vaginaler Trockenheit zu lindern. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich Phytoöstrogene an Östrogenrezeptoren im Körper binden können, wodurch die durch den Östrogenmangel verursachten Symptome der Wechseljahre teilweise ausgeglichen werden können.

Die Bedeutung gesunder Fette

Gesunde Fette, insbesondere Omega-3-Fettsäuren, sind ebenfalls wichtig für die Gesunderhaltung der Vaginalschleimhaut. Omega-3-Fettsäuren, die in Fisch wie Lachs und Makrele und in pflanzlichen Ölen wie Leinöl und Chiasamen enthalten sind, können entzündungshemmend wirken und die allgemeine Gesundheit der Vaginalschleimhaut unterstützen.

Probiotische Lebensmittel

Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir und fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut und Kimchi können die Gesundheit der vaginalen Mikroflora unterstützen. Eine gesunde vaginale Mikroflora ist wichtig, um die natürliche Feuchtigkeit zu erhalten und Infektionen vorzubeugen.

Bildbeschreibung

Allgemeine Ernährungsempfehlungen

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und mageren Proteinen ist, unterstützt nicht nur die vaginale Gesundheit, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden während der Wechseljahre. Es wird empfohlen, zuckerreiche und stark verarbeitete Lebensmittel zu vermeiden, da diese Entzündungen fördern und die Symptome der Menopause verschlimmern können.

Zusammenfassung:

Scheidentrockenheit, ein Symptom der Wechseljahre, das über kurz oder lang alle Frauen betrifft. Die Symptome, ein unangenehmes "Reibegefühl", Brennen oder Jucken, können sogar bei normalen Bewegungen auftreten und den vaginalen Geschlechtsverkehr schmerzhaft machen. Diese Trockenheit entsteht durch die Abnahme der Östrogenproduktion, die zu dünnerer Haut und einer geringeren Sekretproduktion führt. Dadurch steigt der pH-Wert in der Scheide, was sie anfälliger für Infektionen macht.

Behandlungsmöglichkeiten umfassen feuchtigkeitsspendende Cremes und Gele, lokale Hormontherapie mit Östriol und eine Ernährung, die dabei hilft, die Vaginalflora wieder aufzubauen.

Mehr Artikel
Weitere Artikel

Umfassendes Wissen, neueste Studien, spannende Zahlen und Fakten

Mehr Artikel

Quellen:

  • MDR aktuell: Hormongesteuert: #7 - Scheidentrockenheit tritt jede Frau (27.11.2023), URL
  • Brotman, Rebecca; Shardell, Michelle, Gajer, Pawell et al.: Association between the vaginal microbiota, menopause status, and signs of vulvovaginal atroph. Menopause. 2014 May; 21(5):450-8, URL
  • Trevoux R, van der Velden WH, Popović D.: Ovestin vaginal cream and suppositories for the treatment of menopausal vaginal atrophy Reproduccion. 1982 Apr-Jun;6(2):101-6, URL
  • Waetjen, L. Erlaine; Crawford, Sybil L.; Chang, Po-Yin PhD. et al., For the Study of Women’s Health Across the Nation (SWAN) (2019): 
    Factors associated with developing vaginal dryness symptoms in women transitioning through menopause: a longitudinal study URL
  • Hirschberg, Angelica Lindén; Bitzer, Johannes; Cano, Antonio et al.: 
    Topical estrogens and non-hormonal preparations for postmenopausal vulvovaginal atrophy: An EMAS clinical guide (2021), URL
  • Alves Sarmento, Ayane; Ferreira Costa, Ana Paula; Viera-Baptista, Pedro et at.: Genitourinary Syndrome of Menopause: Epidemiology, Physiopathology, Clinical Manifestation and Diagnostic (2021), URL