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Osteoporose in den Wechseljahren

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juli 2024 in Vitalität & gesundes Altern, Symptome

Artikelbild Osteoporose in den Wechseljahren

Die Bedeutung von Osteoporose in den Wechseljahren

Osteoporose ist eine Erkrankung des Skelettsystems, die durch eine unzureichende Festigkeit der Knochen gekennzeichnet ist, was das Risiko von Knochenbrüchen erhöht. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist Osteoporose eine der zehn wichtigsten chronischen Krankheiten. Besonders in den Wechseljahren gewinnt Osteoporose an Relevanz, da hormonelle Veränderungen das Risiko für diese Erkrankung bei Frauen signifikant erhöhen. Nach der Menopause ist jede dritte Frau von Knochenbrüchen aufgrund von Osteoporose betroffen, was sich mit steigendem Alter verschärft.

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Hormonelle Veränderungen und Osteoporose

Knochen sind keine tote Substanz, sondern bestehen aus lebendem Gewebe, das sich im Laufe unseres Lebens in einem dauernden Auf- und Abbauprozess befindet. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kommt es zu Veränderungen von Knochenmasse und Knochenarchitektur. 

Östrogene und Progesteron spielen eine entscheidende Rolle im Knochenstoffwechsel. Östrogene helfen, den Knochenabbau zu vermindern und die Knochendichte zu erhalten, während Progesteron den Knochenaufbau fördert und ebenfalls zur Knochendichte beiträgt. 

Mit dem Sinken des schützenden Östrogenspiegels verlieren die Knochen an Dichte und Festigkeit, die Knochen werden brüchig und Muskelmasse wird abgebaut.

Während des gesamten Lebens wird Knochensubstanz auf- und abgebaut. Bis etwa zum 30. Lebensjahr nimmt die Knochenmasse ständig zu. Danach verlieren wir mehr Knochenmasse als wir produzieren. Normalerweise jährlich etwa 1 % — unabhängig vom Geschlecht. Bei Frauen erhöht sich der Verlust an Knochenmasse nach der Menopause durch den Abfall des Östrogenspiegels von vorher 1 % auf bis zu 4 % pro Jahr. Gerade vor dem Hintergrund der stetig steigenden Lebenserwartung ist das ein wichtiger Aspekt.

Nach der Menopause erhöht sich der Verlust an Knochenmasse durch den Abfall des Östrogenspiegels von 1 % auf bis zu 4 % pro Jahr.

Entstehung von Osteoporose in den Wechseljahren

Die Entstehung von Osteoporose in den Wechseljahren wird von vielen Faktoren beeinflusst. Neben dem Östrogenmangel spielen genetische Faktoren, Ernährung, körperliche Aktivität und Lebensstil (bspw. Rauchen) eine Rolle. Auch die maximale Knochenmasse, die in der Jugend erreicht wird, ist ein wichtiger Faktor. Je höher die maximale Knochenmasse (Knochenspitzenmasse), desto größer ist die Reserve, auf die im Alter zurückgegriffen werden kann.

Je früher die Wechseljahre eintreten, desto negativer wirkt sich dies auf die Verfassung des Knochens aus. Bei Frauen, die beispielsweise vorzeitig in die Wechseljahre kommen (durch eine Krebserkrankung), beginnt dieser Prozess dadurch deutlich früher und ist umso gravierender im Alter. Die allgemeinen Faktoren, die für Osteoporose ursächlich sind, sind natürlich davon ausgenommen (Genetik, Kortison, Schilddrüsenüberfunktion, Antidepressiva). 

Die Knochendichte kann durch eine DXA-Messung berechnet werden. Dabei werden Hüfte und Lendenwirbelsäule mit Röntgenstrahlen zweier unterschiedlicher Intensitäten durchleuchtet. Je nach Strahlungsintensität wird die Strahlung von unterschiedlich dichtem Gewebe unterschiedlich stark absorbiert. Aus den gemessenen Absorptionsanteilen wird die Knochendichte berechnet. Knochendichtemessung wird beim Radiologen durchgeführt und ist eine Selbstzahlerleistung. Die Kosten betragen zwischen 40 - 70 EUR.

Zudem hat die University of Sheffield einen Risikorechner entwickelt, der eine Einschätzung zum Osteoporoserisiko gibt und ob man sich weitergehend untersuchen lassen sollte.

Prävention und Behandlung

Osteoporose kann man in den Wechseljahren auf verschiedene Art und Weise entgegentreten. So können vor allem Ernährung, Lebensstil, Sport und Medikamente inkl. HRT Osteoporose beeinflussen. 

Ernährung und Lebensstil

Eine ausreichende Kalzium- und Vitamin-D Aufnahme ist essentiell für die Knochengesundheit. Kalzium spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität von Knochen. Zur Deckung des täglichen Bedarfs kann eine gezielte Ernährung beitragen. Beispielsweise können Gemüse (wie Grünkohl, Spinat, Brokkoli), Kräuter, Tofu, Nüsse etc. und kalziumreiches Mineralwasser (ab 150 Milligramm pro Liter) zur Versorgung beitragen.

Vitamin D fördert im Darm die Kalziumaufnahme aus der Nahrung ins Blut sowie den Transport von Kalzium in die Knochen. Es wird für die Stabilität des Knochens und auch die Muskelleistung benötigt. Vitamin D kann über die Nahrung aufgenommen werden und wird zudem unter Einfluss von Sonnenlicht (UVB-Licht) in der Haut gebildet. 

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Auch Magnesium ist wichtig für die Knochengesundheit, da Magnesium vom Körper benötigt wird, um Vitamin D in seine endgültige, verwertbare Form umzuwandeln. Bananen sind beispielsweise klassische Magnesiumlieferanten.

Phytoöstrogene, wie z.B. Genistein, können sich positiv auf die Knochengesundheit auswirken. Genistein ist ein pflanzliches Östrogen, das beispielsweise in Soja enthalten ist. Aktuelle Studien, wie eine Meta-Analyse, deuten darauf hin, dass es das Potenzial hat, den Knochenabbau, insbesondere bei postmenopausalen Frauen, zu verringern. Eine Ernährung, die reich an Phytoöstrogenen ist (z.B. Edamame, Räuchertofu, Tofu, Tempeh) kann dabei helfen. Kalzium, Vitamin D, Magnesium und Phytoöstrogene können auch supplementiert werden. 

Krafttraining

Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt die Knochen und Muskeln und kann dem Knochenabbau entgegenwirken. Empfohlen werden von der WHO 150 Minuten Sport in der Woche [1]. Daher ist Sport in den Wechseljahren sehr wichtig und insbesondere Kraft- und Widerstandstraining stärkt die Muskeln und damit die Zugkraft, die am Knochen wirken. Dabei hilft es, das eigene Körpergewicht, Gewichte oder Bänder zu nutzen. 

Gerade in den Wechseljahren ist das Maximalkrafttraining sehr effektiv und besser als viele Wiederholungen mit kleinen Gewichten. Plyometrisches Training (eine Methode des Schnellkrafttrainings) regt das Wachstum der Knochenzellen im Knochen an. Dazu gehören vor allem schnelle Sprünge, Seilspringen oder Trampolin springen. Sportarten wie Yoga und Pilates helfen dabei, Balance zu finden. Alkoholkonsum und Rauchen dagegen fördern Osteoporose. Einige Experten gehen soweit zu sagen, dass Krafttraining das Einzige ist, was hilft, wenn keine HRT angewendet wird. 

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Medikamentöse Therapie und HRT

Zur Behandlung von Osteoporose stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die den Knochenabbau hemmen oder die Knochenbildung fördern. Dazu gehören Bisphosphonate, selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs) und Parathormon-Analoga. 


Die Hormonersatztherapie kann den postmenopausalen Knochenmasseverlust aufhalten, was für verschiedene Präparate, Dosierungen und Verabreichungsformen nachgewiesen wurde. Auch die frakturpräventive Wirkung ist durch große Kohortenstudien wie die Million Women Study und die WHI-Studie für verschiedene Anwendungen belegt [2, 3, 4]. Das sollte individuell mit einem Arzt besprochen werden. 

Zusammenfassung:

Frauen sind in den Wechseljahren besonders anfällig für Osteoporose, da der Körper ohne ausreichende Östrogene weniger Kalzium in die Knochen einbauen kann, was zu einer Abnahme der Knochenstabilität führt. Präventive Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten umfassen eine kalzium- und vitaminreiche Ernährung, insbesondere mit Vitamin D, sowie regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Kraft- und Widerstandstraining. 

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Quellen:

  • Apothekenumschau, Diagnostik bei Osteoporose: So funktioniert die KnochendichtemessungURL
  • Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose, URL
  • Baber, R., Panay, N., Fenton, A., & for the IMS Writing Group. (2016):
    IMS Recommendations on women's midlife health and menopause hormone therapy.Climacteric, 19 (2), pp. 109-50, URL
  • Berger C, Langsetmo L, Joseph L, Hanley DA, et al. (2008): Change in bone mineral density as a function of age in women and men and association with the use of antiresorptive agents. CMAJ. 2008 Jun 17;178 (13)
  • Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO): Ratgeber: Osteoporose und Wechseljahre, URL
  • Fössl, Ines; Dimai, Hans Peter (2021) :Langfristige Therapiekonzepte bei Osteoporose, URL
  • Ihr Ratgeber Osteoporose, URL
  • Mayo Clinic: Bone health: Tips to keep your bones healthy, URL
  • MDR, Gefahr für Osteoporose steigt mit den Wechseljahren, 18.02.24, URL
  • National Institute for Health and Care Excellence (NICE). (2015). NICE Guideline. Menopause: Diagnosis and Management.
  • NIH: Calcium and Vitamin D: Important for Bone Health, URL
  • Wells, G., et al. (2002): Meta-analyses of therapies for postmenopausal osteoporosis. V. Meta-analysis of the efficacy of hormone replacement therapy in treating and preventing osteoporosis in postmenopausal women. Endocr Rev, 23 (4), pp. 529-39
  • World Health Organization 2020 guidelines on physical activity and sedentary behaviour (2022), URL

  1. World Health Organization 2020 guidelines on physical activity and sedentary behaviour
  2. Wells, G., et al. (2002, Aug). Meta-analyses of therapies for postmenopausal osteoporosis. V. Meta-analysis of the efficacy of hormone replacement therapy in treating and preventing osteoporosis in postmenopausal women. Endocr Rev, 23(4), pp. 529-39.
  3. National Institute for Health and Care Excellence (NICE). (2015, Nov). NICE Guideline. Menopause: Diagnose and Management.
  4. Baber, R., Panay, N., Fenton, A., & for the IMS Writing Group. (2016). IMS Recommendations on women's midlife health and menopause hormone therapy. Climacteric, 19(2), pp. 109-50.