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Hitzewallungen

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juli 2024 in Allgemeines Wissen & Symptome

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Hitzewallungen: Leitsymptom der Wechseljahre

Hitzewallungen sind eines der prominentesten Symptome der Wechseljahre. 80% der Frauen sind davon betroffen und die meisten empfinden sie als mäßig bis stark belastend. Diese plötzlichen Hitzegefühle können unvorhersehbar auftreten und das tägliche Leben beeinträchtigen.

Was sind Hitzewallungen?

Medizinisch gesehen ist eine Hitzewallung ein plötzlich auftretendes, intensives Wärmegefühl, das nicht durch eine äußere Wärmequelle verursacht wird. Meist beginnt das Hitzegefühl am Kopf, besonders im Gesicht, und kann sich dann wellenförmig über Nacken, Brust und Oberarme ausbreiten. Die Hitze wird meist von Rötung und Schweißbildung begleitet. Manche Frauen verspüren während einer Hitzewallung auch Herzklopfen, Schwindel oder Beklemmungsgefühle.

Häufig stellt sich danach ein Frösteln ein und viele Frauen fühlen sich nach diesen Phasen erschöpft und müde oder klagen über Kopfschmerzen und Übelkeit. Hitzewallungen treten plötzlich, unregelmäßig und ohne Vorwarnung auf und können wenige Minuten (ca. 3-5 Minuten), aber auch bis zu 60 Minuten dauern. Viele Frauen leiden besonders nachts unter Hitzewallungen, da sie zudem den Schlaf erheblich stören können.

Hitzewallungen vor allem in der Perimenopause

Hitzewallungen treten verstärkt in der Perimenopause auf und erreichen ihren Höhepunkt durchschnittlich 3-6 Monate nach der letzten Regelblutung. In der Postmenopause nehmen sie deutlich ab. Der SWAN-Studie zufolge dauern Hitzewallungen typischerweise zwischen 5 und 13 Jahren an. 

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Abb 1: Prävalenz vasomotorischer Symptome in verschiedenen Phasen bei Beobachtung von 1.543 US-amerikanischen Frauen über 4–5 Jahre (modifiziert nach Gold et al. 2006), gesehen bei Hormonspezialisten.

In der SWAN-Studie wurden vier verschiedene Muster von vasomotorischen Symptomen (VMS) während der Menopause identifiziert. 

Niedrig/ konstant: In dieser Gruppe ist die Häufigkeit von VMS während der gesamten Wechseljahre konstant niedrig. Frauen in dieser Gruppe berichten über wenige oder keine Hitzewallungen oder nächtliche Schweißausbrüche und behalten dieses Muster über die Zeit bei.

Früher Beginn: Bei Frauen in dieser Gruppe beginnen die VMS sehr früh in den Wechseljahren, aber die Symptome nehmen in der Regel ab oder verschwinden, wenn sie sich der Postmenopause nähern.

Spätes Auftreten: Bei diesen Frauen treten anfangs nur wenige Symptome auf, deren Häufigkeit und Intensität mit dem Fortschreiten der Postmenopause zunehmen.

Hoch/ langanhaltend: Dieser Verlauf ist durch eine hohe Häufigkeit und Intensität der VMS gekennzeichnet, die früh in der Menopause beginnt und bis in die Postmenopause anhält.

Was verursacht Hitzewallungen?

Die genauen Ursachen von Hitzewallungen sind komplex und noch nicht vollständig verstanden, aber sie stehen in engem Zusammenhang mit der schwankenden Produktion von Östrogenen und Progesteron. Insbesondere Östrogene spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur, indem sie den Hypothalamus beeinflussen, der im Gehirn für die Temperaturregelung zuständig ist. Sinkt der Östrogenspiegel, kann der Hypothalamus falsche Signale aussenden, die dem Körper eine Überhitzung vortäuschen. Um sich abzukühlen, erweitern sich die Blutgefäße und das Blut wird in die Haut geleitet, wo es einen Teil seiner Wärme verliert (Hitzewelle und Rötung). Die Schweißproduktion wird angeregt, um die Haut zu kühlen und die Herzfrequenz erhöht. 

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Eine Hitzewelle ist also nicht nur ein Gefühl, sondern der Körper wird tatsächlich wärmer. Nach der Episode sinkt die Körpertemperatur wieder ab, manchmal stärker als nötig, was sich in Frösteln äußern kann.

Ausschlaggebend ist nicht der absolute Östrogenspiegel (sonst hätten auch junge Mädchen Hitzewallungen), sondern der Abfall des Östrogenspiegels, also die Umstellung auf einen niedrigeren Östrogenspiegel. Je schneller dieser Abfall erfolgt, desto stärker ist der Effekt. Frauen, denen die Eierstöcke entfernt wurden, haben stärkere Hitzewallungen.

Faktoren wie Stress, hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, scharfe Gewürze, Alkohol, koffeinhaltiger Kaffee und schwarzer Tee begünstigen Hitzewallungen. Auch Rauchen erhöht das Risiko für Hitzewallungen, da es den Abbau von Östrogenen fördert.

Was kann man gegen Hitzewallungen tun?

Auch wenn Hitzewallungen unvermeidlich erscheinen, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die Frauen ergreifen können, um die Häufigkeit und Schwere von Hitzewallungen zu verringern:

  1. Bewegung und gesunde Ernährung: Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, Hitzewallungen zu reduzieren. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf.
  2. Pflanzliche Ergänzungen: Einige pflanzliche Präparate wie Soja-Isoflavone, schwarzer Kohosh und Rotkleeextrakt wurden zur Linderung von Hitzewallungen untersucht. Es ist ratsam, mit einem Arzt zu sprechen, bevor man diese Ergänzungen einnimmt, da sie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben können.
  3. Kleidung und Umgebung: Tatsächlich kann es helfen, locker sitzende Kleidung aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle zu tragen. Viele Frauen berichten, dass ihnen der “Lagenlook” hilft, weil sie schnell etwas ausziehen können. Außerdem ist es hilfreich, kühle Orte aufzusuchen und sich bei Bedarf mit einem Ventilator oder Klimaanlage abzukühlen.
  4. Entspannungstechniken: Meditation und spezielle Entspannungstechniken wie Tiefenatmung und progressive Muskelentspannung können dabei helfen, Stress abzubauen und die Häufigkeit von Hitzewallungen zu verringern.
  5. Hormonersatztherapie (HRT): Eine Option für Frauen, die mit schweren Wechseljahresbeschwerden zu kämpfen haben, ist die Hormonersatztherapie. Diese Behandlung beinhaltet die Einnahme von Östrogen und manchmal auch von Progesteron, um den Hormonspiegel im Körper auszugleichen und die Symptome zu lindern. Es ist jedoch wichtig, die Risiken und Vorteile mit einem Arzt zu besprechen, da HRT mit bestimmten Risiken verbunden sein kann.

Insgesamt können Hitzewallungen während der Wechseljahre belastend sein, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, ihre Auswirkungen zu mildern und eine bessere Lebensqualität zu erreichen. 

Zusammenfassung:

Hitzewallungen sind ein häufiges Symptom der Wechseljahre, das etwa 80 % der betroffenen Frauen betrifft. Sie manifestieren sich als plötzliche Hitzegefühle, oft begleitet von Rötung und Schweißbildung, und können das tägliche Leben beeinträchtigen. Sie werden durch den Rückgang von Östrogen und Progesteron verursacht und können durch eine Änderung des Lebensstils, pflanzliche Ergänzungen, Entspannungstechniken und bei Bedarf Hormonersatztherapie gemildert werden.

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Quellen:

  • Avis, Nancy; Crawford, Sybil; Greendale, Gail et al. (2015): Duration of Menopausal Vasomotor Symptoms Over the Menopause Transition, URL
  • Bundesinstitut für Risikobewertung: Isolierte Isoflavone sind nicht ohne Risiko (2007), URL
  • Schwenkhagen, Anneliese; Schaudig, Katrin (2015): Kompass Wechseljahre, Trias 2015.
  • Gunter, Jan (2021): The Menopause Manifesto: Own Your Health With Facts and Feminism, Citadel Press 2021.
  • Gold, E., et al. (2006). Longitudinal analysis of the association between vasomotor symptoms and race/ethnicity across the menopausal transition: study of women‘s health across the nation. Am. Journal of Public Health, 96(7), pp. 1226-35, URL.
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