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Frozen Shoulder (Eingefrorene Schulter)

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im September 2024 in Sport & Bewegung, Allgemeines Wissen & Symptome

Artikelbild Frozen Shoulder (Eingefrorene Schulter)

Neben den klassischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen können die Wechseljahre auch weniger bekannte, aber nicht weniger belastende Probleme mit sich bringen. Eines davon ist die sogenannte „Frozen Shoulder“ (eingefrorene Schulter) oder "adhäsive Kapsulitis", eine schmerzhafte und oft einschränkende Erkrankung des Schultergelenks.

Was ist eine Frozen Shoulder?

Eine Frozen Shoulder ist eine Entzündung der Gelenkkapsel, die das Schultergelenk umgibt. Diese Entzündung führt zu einer Verdickung und Schrumpfung der Gelenkkapsel, was schließlich die Beweglichkeit des Schultergelenks erheblich einschränkt und zu starken Schmerzen führt. Der Begriff „frozen“ (engl. für „eingefroren“) beschreibt den Zustand des Gelenks, das durch die eingeschränkte Beweglichkeit so steif wird, dass es sich „eingefroren“ anfühlt.

Die Erkrankung verläuft meist in drei Phasen:

  1. Einfrieren (Freezing Phase): Diese Phase ist gekennzeichnet durch das allmähliche Auftreten von Schulterschmerzen, die sich mit der Zeit verstärken. Die Beweglichkeit des Armes wird zunehmend eingeschränkt, was alltägliche Aktivitäten wie das Anziehen oder Heben von Gegenständen erschwert. Dieses Stadium kann mehrere Monate dauern.

  2. Gefroren (Frozen Phase): In dieser Phase bleibt die Beweglichkeit der Schulter stark eingeschränkt, die Schmerzen können jedoch allmählich nachlassen. Die Schulter ist steif und die Beweglichkeit stark eingeschränkt. Auch diese Phase kann mehrere Monate dauern.

  3. Auftauphase (Thawing Phase): Die letzte Phase ist durch eine allmähliche Verbesserung der Beweglichkeit der Schulter gekennzeichnet. Die Schmerzen lassen weiter nach und die Schulter beginnt, ihre normale Funktion wieder zu erlangen. Diese Phase kann einige Monate bis Jahre dauern.

Zusammenhang zwischen Frozen Shoulder und den Wechseljahren

Die genaue Ursache der Schultersteife ist oft unklar, aber man vermutet, dass hormonelle Veränderungen, insbesondere der Rückgang des Östrogens, eine Rolle spielen könnten. Tatsächlich sind Frauen in der Peri- und Postmenopause am häufigsten betroffen: Drei Viertel der Patienten mit Schultersteife sind weiblich und zwischen 40 und 60 Jahre alt, was auf einen möglichen Zusammenhang zwischen hormonellem Ungleichgewicht und der Entstehung einer Frozen Shoulder hindeutet.

Östrogene haben entzündungshemmende Eigenschaften, und ein Östrogenmangel kann zu einer erhöhten Entzündungsanfälligkeit führen. Dies wäre ein Erklärungsansatz, warum Frauen in den Wechseljahren häufiger an entzündlichen Erkrankungen wie der Frozen Shoulder oder anderen entzündeten Gelenken leiden. Außerdem könnte der Hormonmangel zu einer verminderten Produktion von Gelenkflüssigkeit führen, wodurch die Gelenke steifer und anfälliger für Verletzungen und Entzündungen werden.

3/4 der Patienten mit Schultersteife sind weiblich und zwischen 40 und 60 Jahre alt.

Symptome der Frozen Shoulder

Die Symptome einer Frozen Shoulder treten typischerweise allmählich auf und sind oft klar erkennbar:

  • Schmerzen: Der Schmerz beginnt häufig diffus und verstärkt sich im Laufe der Zeit, insbesondere in der Nacht. Anfangs sind die Schmerzen oft scharf und stechend, vor allem bei Bewegungen der Schulter. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Schmerz dumpf und dauerhaft sein, selbst in Ruhephasen.

  • Bewegungseinschränkung:  Betroffene bemerken eine zunehmende Einschränkung der Schulterbeweglichkeit. Tätigkeiten, die früher problemlos möglich waren, wie das Anziehen oder das Heben von Gegenständen über Kopf, werden zunehmend schwieriger und schmerzhaft.

  • Steifheit: Die Schulter versteift zunehmend, was die Beweglichkeit weiter einschränkt und alltägliche Aktivitäten stark beeinträchtigt.

  • Schlafprobleme: Die nächtlichen Schmerzen führen bei vielen Betroffenen zu Schwierigkeiten, eine bequeme Schlafposition zu finden, was in Schlaflosigkeit und Erschöpfung resultieren kann.

Diagnose einer Frozen Shoulder

Die Diagnose einer Frozen Shoulder erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Beweglichkeit und Schmerzempfindlichkeit der Schulter prüft. Um sicherzustellen, dass keine anderen Ursachen für die Schulterbeschwerden vorliegen, wie zum Beispiel eine Verletzung der Rotatorenmanschette oder eine Schulterarthrose, können ergänzend bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) herangezogen werden. Diese Untersuchungen helfen, die Diagnose zu bestätigen und andere mögliche Erkrankungen auszuschließen.

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Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung einer Frozen Shoulder konzentriert sich darauf, die Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit der Schulter schrittweise wiederherzustellen. Obwohl sich die meisten Fälle im Laufe der Zeit auch ohne gezielte Behandlung verbessern können, kann dieser Prozess mehrere Monate bis Jahre dauern. Um den Heilungsverlauf zu unterstützen und zu beschleunigen, stehen verschiedene Behandlungsansätze zur Verfügung:

  1. Medikamentöse Behandlung:

    1. Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Paracetamol sind oft wirksam, um Schmerzen und Entzündungen zu verringern.

    2. Kortison-Injektionen: In einigen Fällen werden Kortison-Injektionen direkt ins Schultergelenk verabreicht, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen gezielt zu lindern.

  2. Physiotherapie: Ein individuelles Physiotherapieprogramm ist entscheidend für die Wiederherstellung der Schulterbeweglichkeit. Durch Dehnübungen und sanfte Mobilisationstechniken wird die Gelenkkapsel gedehnt, was die Beweglichkeit allmählich verbessert. Einige Physiotherapeuten nutzen ergänzend manuelle Therapien oder Ultraschall, um Entzündungen zu reduzieren und den Heilungsprozess zu unterstützen.

  3. Wärme- und Kältetherapie: Wärmeanwendungen können helfen, die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung zu fördern, was die Beweglichkeit verbessert. Allerdings ist Wärme bei akuten Entzündungen in der Regel nicht empfehlenswert, da sie die Symptome verschlimmern kann. Kälteanwendungen helfen dabei, akute Schmerzen und Entzündungen zu lindern.

  4. Chirurgische Eingriffe: In seltenen Fällen, wenn konservative Behandlungen keine Besserung bringen, kann eine Operation erforderlich sein. Dabei ist die Arthroskopie ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem die verengte Gelenkkapsel durchtrennt wird, um die Schulterbeweglichkeit wiederherzustellen. Alternativ kann eine Manipulation unter Narkose durchgeführt werden, bei der der Arzt die Schulter bewegt, um Verklebungen zu lösen.

  5. Hormonersatztherapie: Eine Studie aus 2022 zeigt erste Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren Frauen vor einer Frozen Shoulder schützen kann [1]. 

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Prävention

Es gibt keine garantierten Maßnahmen, um einer Frozen Shoulder zu verhindern, doch einige Maßnahmen können das Risiko verringern:

  • Regelmäßige Bewegung: Kontinuierliche Bewegung und gezielte Dehnübungen für die Schulter tragen dazu bei, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und Entzündungen vorzubeugen.

  • Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung (es gibt entzündungsfördernde Lebensmittel wie z.B. Beeren, grünes Blattgemüse, Ingwer), ausreichend Schlaf und die Reduktion von Stress fördern das allgemeine Wohlbefinden und können das Risiko für entzündliche Erkrankungen senken. 

  • Früherkennung: Bei ersten Anzeichen von Schulterschmerzen oder eingeschränkter Beweglichkeit ist es wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen, um eine Frozen Shoulder rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln.

Fazit

Die Frozen Shoulder ist eine schmerzhafte und einschränkende Erkrankung, die Frauen in den Wechseljahren überdurchschnittlich oft betrifft. Obwohl die genaue Ursache nicht vollständig bekannt ist, spielt der hormonelle Wandel in dieser Lebensphase eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Erkrankung. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können jedoch dazu beitragen, die Symptome wirksam zu lindern und die Schulterbeweglichkeit wiederherzustellen. Frauen, die während der Wechseljahre erste Anzeichen einer Frozen Shoulder bemerken, sollten frühzeitig ärztlichen Rat suchen, um langfristige Beeinträchtigungen zu vermeiden.

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Quellen:

[1] Blakemore, Erin (2023): Frozen shoulder is a real condition - and it mostly affects women, National Geographic, URL.

Duke Obstetrics and gynecology (2023): Hormone Therapy Appears To Reduce Risk of Shoulder Pain in Older Women, URL

Cho CH, Bae KC, Kim DH. Treatment strategy for frozen shoulderClinics in Orthopedic Surgery. 2019;11(3):249.

Lewis J. Frozen Shoulder Contracture Syndrome – Aetiology, Diagnosis and managementManual Therapy. 2015;20(1):2-9.

Fields B, Skalski M, Patel DB, u. a. Adhesive capsulitis: Review of imaging findings, pathophysiology, clinical presentation, and treatment optionsSkeletal Radiology. 2019;48(8):1171-1184.

Sun Y, Zhang P, Liu S, u. a. Intra-articular steroid injection for frozen shoulder: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials with trial sequential analysisThe American Journal of Sports Medicine. 2016;45(9):2171-2179.

Duke Obstetrics and gynecology (2023): Hormone Therapy Appears To Reduce Risk of Shoulder Pain in Older Women, URL