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Die Schlüsselrolle des Darm-Mikrobioms in den Wechseljahren

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juli 2024 in Ernährung & Supplementierung

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Das Darm-Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle für die körperliche und mentale Gesundheit von Frauen während der Wechseljahre.

Die Schlüsselrolle des Darm-Mikrobioms in den Wechseljahren

Es wird vermutet, dass 50% unseres Körpers aus Bakterien, Pilzen, Parasiten und Viren besteht. Nicht alle sind schlecht, viele arbeiten sogar für uns und sind essentiell für unsere Gesundheit. In unserem Darm befinden sich besonders viele Mikroorganismen und die Gesamtheit dieser Organismen nennt man Darm-Mikrobiom. Obwohl die Erforschung des Darm-Mikrobioms noch in den Anfängen steckt, gibt es immer mehr Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Gesundheit des Darm-Mikrobioms und der mentalen und körperlichen Gesundheit des Menschen aufzeigen. Die “guten” Bakterien produzieren beispielsweise chemische Stoffe wie Serotonin, was uns glücklich macht, sie stärken unser Immunsystem, regulieren den Blutzucker oder verbessern die Stoffwechselrate. Es gibt sogar eine Gruppe von über 60 Darmbakterien, die uns in den Wechseljahren helfen: das sogenannte Östrobolom. Es kann uns dabei helfen, Beschwerden, die auf den Östrogenmangel zurückzuführen sind, abzufedern und Krankheiten abzuwenden. Diese Bakterien verstoffwechseln Östrogen - sie bauen schädliches Östrogen ab und können nützliches Östrogen aktivieren. 

Was ist schützendes und schädliches Östrogen?

Der Körper verstoffwechselt Östrogen ständig in sogenannte Östrogenmetaboliten:

16α-Hydroxyöstrogene: Diese Metaboliten sind hochaktiv und können die DNA schädigen, was zu Mutationen und der Entwicklung von Krebs (z.B. Brustkrebs) führen kann.

4-Hydroxyöstrogene: Auch diese Metaboliten können DNA-Schäden verursachen und sind mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden, da sie zur Karzinogenese (Tumorentwicklung) beitragen.

2-Hydroxyöstrogene: Diese Metaboliten gelten als protektiv und haben antioxidative Eigenschaften. Sie werden mit einem geringeren Risiko für Brustkrebs und andere östrogenabhängige Krebsarten in Verbindung gebracht.

Das Gleichgewicht zwischen diesen Metaboliten kann durch verschiedene Faktoren, wie z.B. Ernährung und genetische Prädisposition, beeinflusst werden.


Einige Darmbakterien können Isoflavone (sekundäre Pflanzenstoffe, auch Phytoöstrogene, die in ihrer Struktur dem weiblichen Östrogen ähneln) so umwandeln, dass sie an Östrogen Rezeptoren andocken und somit eine ähnliche Funktion übernehmen. 

Unser Ziel sollte es also sein, diese nützlichen Bakterien zu nähren und unser Darmmikrobiom gesund zu halten. Generell lässt sich sagen, dass ein diverses Mikrobiom auch ein gesundes ist. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Rückgang der weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren auch die Diversität des Darm-Mikrobioms reduziert - denn Östrogen und Progesteron “füttern” bestimmte Mikroorganismen des Darms und tragen so zu einer höheren Diversität bei. In den Wechseljahren leidet nicht nur die Diversität unseres Darm-Mikrobioms. Frauen haben ab dieser Zeit erwiesenermaßen auch mehr von den unerwünschten Darmbakterien, die mit Entzündungen und Übergewicht in Zusammenhang stehen. 

Den Status quo des eigenen Darm-Mikrobioms bzw. Östroboloms kann man am besten mit einem Stuhltest erheben (z.B. Gut Zoomer). So sieht man, welche schädlichen Organismen es loszuwerden gilt und welche nützlichen Bakterien man nähren bzw. ersetzen sollte, wenn sie nicht präsent sind. Das Darm-Mikrobiom ist ein komplexes und fragiles System, welches einem aber großartige Dienste leistet, wenn man sich gut darum kümmert. Und das kann man schon mit verhältnismäßig einfachen Ernährungsgewohnheiten tun. Je mehr unterschiedliche pflanzliche Lebensmittel den Darm erreichen, desto besser. Dabei kann man sich gut an einem Regenbogen orientieren und versuchen, pflanzliche Lebensmittel in allen Regenbogenfarben in seinen wöchentlichen Speiseplan zu integrieren. Präbiotische Lebensmittel nennt man ballaststoffreiche Lebensmittel, die besonders förderlich für ein gesundes Darm-Mikrobiom sind. Sie “füttern” die vorhandenen Bakterien. Je besser man das Essen zerkaut, desto mehr der guten Pflanzenstoffe kann der Darm aufnehmen.

30 - Die magische Zahl für die Darmgesundheit

1. Versuche mindestens 30 unterschiedliche pflanzliche Lebensmittel in einer Woche zu konsumieren.

2. Versuche täglich mindestens 30g Ballaststoffe zu dir zu nehmen.

3. Versuche jeden Bissen mindestens 30 mal zu kauen, bevor du ihn hinunter schluckst.

Um dem Darm fehlende bzw. neue Darmbakterien zuzuführen, empfiehlt es sich, mehrmals pro Woche auch Probiotika (fermentierte Lebensmittel, wie Sauerkraut, Kimchi oder Kombucha) zu sich zu nehmen. Ballaststoffarme Kost mit vielen verarbeitenden Lebensmitteln und einfachen Kohlenhydraten sind nicht geeignet für die Pflege der guten Darmbakterien. Alkohol und Antibiotika beeinflussen das Darm-Mikrobiom besonders negativ. Antibiotika sind manchmal notwendig, dann empfiehlt es sich, die Mikroorganismen mit Hilfe von Probiotika wieder aufzubauen. 

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Zusammenfassung:

Das Darm-Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle für die körperliche und mentale Gesundheit von Frauen während der Wechseljahre. Ein Mikrobiom mit vielen unterschiedlichen guten Darmbakterien kann das Wohlbefinden verbessern und das Risiko für östrogenabhängige Krankheiten verringern. Durch eine ballaststoffreiche Ernährung bestehend aus reichlich Präbiotika und Probiotika kann man bestehende Bakterien erhalten und neue ergänzen.

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Quellen:

  • Bulsiewicz, Will: Fiber Fueled; USA, Avery Publishing, 2020.
  • Bartlett, Steven: Moment 145: The Alarming Link between Your Gut & Depression: Tim Spector, (19.01.2024), The Diary of a CEO, URL
  • Bartlett, Steven: Moment 145: The Poo Scientist: "If Your Poo Looks Like This Go To A Doctor!", (01.01.2024), The Diary of a CEO, URL
  • Haver, Mary Clairer: The Galveston Diet, United Kingdom, Penguin Random House, 2023. 
  • Pelz, Mindy: The Menopause Reset, United Kingdom, Hayhouse UK, 2023.